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20. Dezember 2017
Niederländische Hähnchenwirtschaft blickt positiv in die Zukunft
Gert-Jan Oplaat (53), Vorsitzender NEPLUVI, begrüßte rund 200 geladene Gäste beim Inspirations-Event der niederländischen Geflügelwirtschaft im November in Ede. Hier versammelten sich Vertreter der gesamten Wertschöpfungskette, um die Erfolge der niederländischen Innovationsagenda zu würdigen und einen positiven Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen vorzunehmen.

Houten/Essen – Der Verband der Niederländischen Geflügelschlachtereien und Geflügelverarbeitungsbetriebe (NEPLUVI) lud Ende November die nationale Geflügelwirtschaft zu einem Inspirations-Event ein. Anlass war eine überaus positive Zwischenbilanz der 2015 gestarteten Initiative für die nationale „Kip in Nederland“-Kampagne („Hähnchen in den Niederlanden“). Mit Protagonisten aus der Branche macht der Sektor dadurch Meinungsbildner und Stakeholder in Politik und Gesellschaft sowie Konsumenten aufmerksam auf seine Innovationskraft und gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Ziel der Imagekampagne ist es, das große Engagement aller an der Wertschöpfungskette Beteiligten zu kommunizieren und zu zeigen, wie ein nachhaltiges, verantwortlich erzeugtes und zukunftsfähiges Produkt gewährleistet werden kann.

 

Motiviert in die Zukunft blicken

Gert-Jan Oplaat, Vorsitzender NEPLUVI, begrüßte über 200 Gäste zum Event, der auch dazu diente, sich die enormen Erfolge des Sektors einmal gemeinsam vor Augen zu führen. „Die gesamte Branche hat mit außerordentlichem Engagement daran gearbeitet, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen“, so die Zwischenbilanz von Oplaat. „Der Wandel des konventionellen Hähnchenangebots in neue, nachhaltige Konzepte ist für die niederländische Geflügelwirtschaft mit hohem Aufwand verbunden. Und wir sind wirklich sehr erfolgreich bis jetzt.“ So liegen nach Angaben des Verbands der Niederländischen Geflügelschlachtereien und Geflügelverarbeitungsbetriebe (NEPLUVI) in den niederländischen Supermärkten bereits etwa 75 Prozent Fleisch von Hähnchen, die nach Regelungen für das „Kip van morgen“ („Hähnchen von morgen“) gehalten werden. Circa 16 Prozent stammen aus extensiver Boden- und Freilandhaltung und ca. 3 Prozent sind aus biologischer Erzeugung.

 

Neue Aufgaben proaktiv angehen

Innovation und Erneuerung sind ein zentrales Thema und spielten auch beim Sektor-Event eine wichtige Rolle: Angespornt von den bisherigen Erfolgen schaut die Branche motiviert nach vorn. Dabei präsentierten namhafte Redner wichtige Aspekte für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Geflügelwirtschaft. So nahm Trendforscher Andreas Oerlemans das Publikum mit auf eine Reise durch die Welt der aktuellen Trends im Lebensmittelbereich und zeigte auf, welche Rolle Hähnchenfleisch darin spielen könnte. Beispielsweise wächst der Anteil der Haushaltseinkäufe, die online getätigt werden, über 30 Prozent. Hierin liegen große Chancen. Eine andere Entwicklung ist die zunehmende Präsentation von handwerklichen Prozessen des Fleischerhandwerks am Point of Sale. So kann die Branche Konsumenten ihre Arbeit imagewirksam näherbringen.

 

Nan-Dirk Mulder von der Rabobank ging der Frage nach, wie die Vermarktung von Geflügelfleisch in einer sich verändernden Welt aussehen könnte. Bei einem bis 2035 steigenden Bedarf nach tierischem Eiweiß um 45 Prozent werde 90 Prozent der zusätzlichen Nachfrage aus Entwicklungsländern und 65 Prozent allein aus Asien kommen. Der Geflügelfleischverzehr in Europa werde, so Mulder, mit etwa 1 Prozent Plus bis 2020 ebenfalls – jedoch im weltweiten Vergleich geringfügig – zunehmen. Um vor allem auf dem nordwest-europäischen Markt weiterhin gut im Wettbewerb bestehen zu können, sei Wachstum durch neue Konzepte nötig. Die niederländische Geflügelfleischwirtschaft, so Mulders Empfehlung, könne ihre Pionierrolle mit der Entwicklung und Implementierung innovativer Konzepte im Dialog mit allen Stakeholdern vertiefen. Dabei spiele auch die Lösung der weltweiten Ernährungsfrage eine große Rolle. 

 

Welche wirtschaftlichen Chancen auf dem Weg in die Zukunft „Big Data“ und individuelle Digitalisierung für Unternehmen bieten, präsentierte der englische Geflügelhalter David Speller eindrucksvoll aus seiner Praxis.

 

Erfolge als Ansporn begreifen

Der Event zeigte deutlich: Der niederländische Sektor ist bisher in vielen Dingen Vorreiter. So haben die meisten niederländischen Supermärkte ihr Hähnchensortiment inzwischen ganz auf ein neues, nachhaltiges Angebot umgestellt: „Das neue Hähnchen“ hat sich vor allem deshalb so erfolgreich und rasant im Handel etabliert, weil sich die gesamte Wertschöpfungskette für Nachhaltigkeit und Tierwohl zusammengetan hatte. Die Rahmenbedingungen für den innovativen Ansatz gingen dabei über die nationale und europäische Gesetzgebung hinaus. Zuchtbetriebe, Brütereien und Zulieferbetriebe entwickelten in Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhandel verschiedene neue, widerstandsfähige Hähnchenrassen. Aber auch in den Bereichen Antibiotika- und Feinstoff-Reduzierung oder der wesentlichen Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit hat die niederländische Geflügelwirtschaft nachweislich viel erreicht.

 

Und der Erfolg motiviert die Branche. Gert-Jan Oplaat resümierte: „Wir wollen uns nicht etwa auf unseren Lorbeeren ausruhen. Denn Nachhaltigkeit und Tierwohl sind natürlich Themen, die jederzeit aktuell bleiben.“ Aber es sei ein Anliegen, „unsere Aktivitäten und Erfolge angemessen nach außen zu kommunizieren. Nur so kann die Branche die gesellschaftliche Akzeptanz erhalten, die ihr zusteht.“ Dazu hatte der Sektor im Herbst die zweite Runde seiner vor zwei Jahren gestarteten nationalen Imagekampagne mit auffälligen Anzeigen und PR-Berichten in den wichtigsten niederländischen Tageszeitungen sowie breit gefächerten Online-Aktivitäten aus dem Sektor eingeleitet. Unter dem Motto „Wir tun unser Bestes, um noch besser zu werden“ präsentieren Protagonisten aus der Branche ihre tägliche Arbeit und ihr Engagement für Verbesserungen auf allen Ebenen wie Tierwohl, Umwelt und Nachhaltigkeit. Einige Testimonials der laufenden Kampagne waren ebenfalls beim Event in Ede vor Ort und bereicherten die Veranstaltung beim anschließenden Get-together.

 

* Quelle: NEPLUVI 2017, www.kipinnederland.nl